Søren Kierkegaard †:1855, wichtige Denkanstöße
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Subjektivität und Wahrheit: Kierkegaard betonte die Bedeutung der subjektiven Erfahrung und Perspektive. Er ist berühmt für den Ausspruch: “Subjektivität ist Wahrheit”, womit er meint, dass wahre Erkenntnis nicht in objektiven Fakten, sondern in der persönlichen Erfahrung und im Engagement des Einzelnen liegt.
Die Bedeutung der Wahl und der Freiheit: Kierkegaard sah das Leben als eine Reihe von Entscheidungen, die tiefgreifende Bedeutung für unsere Existenz und unser Selbstverständnis haben. Er betonte die Freiheit und Verantwortung des Einzelnen, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, was oft mit Angst und “dem Schwindel der Freiheit” verbunden ist.
Das Konzept der “Angst”: Kierkegaard betrachtete die Angst als grundlegendes menschliches Gefühl, das eng mit der Freiheit und der Möglichkeit der Wahl verbunden ist. Die Angst entsteht aus der Erkenntnis der unendlichen Möglichkeiten und der Verantwortung, die mit der Freiheit einhergeht.
Der “Sprung des Glaubens”: In Bezug auf das religiöse Stadium sprach Kierkegaard von der Notwendigkeit eines “Sprungs des Glaubens”. Dieser Sprung ist ein Akt der Wahl, sich in den Glauben zu stürzen, trotz fehlender rationaler Beweise oder Sicherheiten. Für Kierkegaard ist der Glaube eine persönliche und subjektive Angelegenheit, die über die Vernunft hinausgeht.
Das Konzept des “Einzelnen”: Kierkegaard stellte den Einzelnen in den Mittelpunkt seiner Philosophie. Er betonte die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit jedes Individuums und dessen Verantwortung, ein authentisches Leben im Einklang mit eigenen Überzeugungen und Werten zu führen.
Ironie und Humor: Kierkegaard betrachtete Ironie und Humor als wichtige Mittel, um die Komplexität des Lebens und die menschliche Existenz zu erkunden. Er nutzte diese Stilmittel, um die Selbstzufriedenheit des Menschen zu hinterfragen und auf die Widersprüche und Absurditäten im Leben hinzuweisen.
Das Konzept des “Leidens”: Kierkegaard sah im Leiden eine grundlegende Bedingung der menschlichen Existenz. Er glaubte, dass durch Leiden und Prüfungen der Charakter eines Menschen gestärkt wird und dass Leiden zu einem tieferen Verständnis des Lebens und der eigenen Existenz führen kann.
Die Kritik am Christentum seiner Zeit: Kierkegaard kritisierte die christliche Kirche seiner Zeit scharf für ihre Verweltlichung und die Entfernung von den wahren christlichen Werten. Er argumentierte, dass das wahre Christentum eine persönliche und leidenschaftliche Beziehung zu Gott erfordert, die im Widerspruch zu den institutionalisierten Formen des Glaubens seiner Zeit steht.
Die Bedeutung des “Augenblicks”: Kierkegaard hob die Bedeutung des Augenblicks (dänisch: “Øieblikket”) hervor und sah ihn als den Punkt, an dem Zeit und Ewigkeit sich kreuzen. Im Augenblick hat der Einzelne die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, die seine Existenz prägen. Der Augenblick ist für Kierkegaard der Zugangspunkt zur Ewigkeit und zum wahren Selbst.
Die Ablehnung des Systematischen: Im Gegensatz zu vielen Philosophen seiner Zeit lehnte Kierkegaard die Idee ab, dass die Wahrheit über das Leben oder die Existenz in einem geschlossenen philosophischen System erfasst werden kann. Er glaubte, dass solche Systeme die Komplexität und die subjektive Natur der menschlichen Erfahrung nicht angemessen erfassen können.
Die Herausforderung an die individuelle Authentizität: Kierkegaard forderte die Menschen heraus, sich von der Masse zu lösen und ein authentisches Leben zu führen. Dies erfordert nach Kierkegaard Mut und die Bereitschaft, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen und eigene Überzeugungen auch gegen den gesellschaftlichen Konsens zu vertreten.
Die Rolle des Individuums in der Gemeinschaft: Obwohl Kierkegaard stark den Wert des Einzelnen betonte, beschäftigte er sich auch mit der Beziehung des Individuums zur Gemeinschaft. Er sah eine Spannung zwischen der Notwendigkeit, ein authentisches Leben als Einzelner zu führen, und den Anforderungen und Normen der Gesellschaft. Für Kierkegaard war es wichtig, diese Spannung zu erkennen und zu navigieren, ohne die eigene Individualität zu kompromittieren.
Die Kritik an der Hegelschen Dialektik: Kierkegaard stand in Opposition zu G.W.F. Hegels philosophischem System, insbesondere zu dessen dialektischem Ansatz, der auf der Synthese von Gegensätzen basiert. Kierkegaard argumentierte, dass Hegels System die Einzigartigkeit und Unvorhersehbarkeit der individuellen menschlichen Erfahrung nicht angemessen berücksichtigt und zu sehr auf abstrakte Konzepte setzt, anstatt auf das konkrete, gelebte Leben.
Die Bedeutung der “indirekten Mitteilung”: Kierkegaard verwendete oft indirekte Mitteilungsformen, wie Parabeln, Anekdoten und Pseudonyme, um seine philosophischen Ideen zu vermitteln. Er glaubte, dass diese Methode effektiver sei, um den Leser zur Selbstreflexion und zum tieferen Verständnis seiner Themen anzuregen, als direkte, dogmatische Aussagen.
Das Konzept der “Verzweiflung”: In seinen Werken, insbesondere in “Die Krankheit zum Tode”, beschäftigt sich Kierkegaard ausführlich mit dem Thema der Verzweiflung, die er als Zustand sieht, in dem sich ein Individuum nicht als das Selbst erkennt oder annimmt, das es vor Gott ist. Verzweiflung entsteht für Kierkegaard aus dem Nicht-Verhältnis des Selbst zu sich selbst und weist auf die Notwendigkeit der Selbstfindung und des Glaubens hin.
Die Betonung des “Existierens”: Im Zentrum von Kierkegaards Philosophie steht das existierende Individuum. Im Gegensatz zu abstrakten philosophischen Systemen, die sich mit allgemeinen Wahrheiten beschäftigen, fokussiert sich Kierkegaard auf das konkrete Dasein und die persönliche Erfahrung. Sein Ansatz ist zutiefst existenzialistisch, lange bevor der Existenzialismus als philosophische Strömung etabliert wurde.